Führerschein

Wir haben unseren Auszug aus dem deutschen Verkehrsregister erhalten! Damit können wir endlich unseren US-Führerschein beantragen, wofür wir heute nach Boston fahren. Um in der Woche nach Beantown zu fahren, sollte man die "T" nehmen: das öffentliche Verkehrsnetz bietet für 12$ einen ganztägigen Zugang zu Bussen und U-Bahnen. Wir fahren ab Malden und wollen dem Automaten zwei Tickets via Kreditkarte entlocken. Geht nicht, und schon kommt eine Angestellte lauthals und stark genervt krakeelend angewackelt und teilt den Massen mit, dass heute nur Bargeld geht (stell ein Schild auf, ist weniger Stress). Praktischerweise haben wir einen Haufen Bares dabei, da man im deutschen Konsulat nur bar zahlen kann und wir noch auf dem Rückweg einen gebrauchten Staubsauger erstehen wollen. Wir haben nur 20$ Noten, also bezahlen wir mit 40$ und erhalten unser Wechselgeld… in Münzen! In bester Las Vegas Manier klingelt das Kleingeld nur so im Automaten und wir sind stolze Besitzer von 16$ in 1$ Münzen. Die gibt es im Verkehr eingentlich gar nicht mehr und jetzt wissen wir auch, warum: Sie müssen Ihr Leben als Wechselgeld in US-Ticketautomaten fristen bis zu ihrer glorreichen Wiedergeburt, wenn das Telefonnetz versagt und die Horden ihre Dollarscheine an die Automaten verfüttern. Wir haben sogar einige Eagles dabei!
In Boston geht es gleich zum Copley Square, Teil eines riesigen Mall-Komplexes in "Back Bay". Hier ist irgendwo das Konsulat… nach 15 Minuten sind wir an der Stelle angekommen, an der das Konsulat sein soll. Ich sehe nur Hugo Boss, Svarovski und ein Küchengeschäft. Die Security verweist uns auf den zweiten Stock, hier müssen wir uns anmelden und einen Besucherausweis in Empfang nehmen. Die Umgebung wandelt sich von der Shoppingmeile zum Bürokomplex. Weiter um die Ecke zum Tower 3, hier in den Fahrstuhl, 5. Stock und wir sind im Konsulat. Schon verlassen wir amerikanischen Boden: Ausweiskontrolle, Sicherheitskontrolle, Taschenmesser abgeben (habe ich mit, da wir heute noch ein Bettgestell abholen und aufbauen wollen) et voilà. Hier erhalten wir die Übersetzung des Führerscheins und können sogar mit Kreditkarte zahlen. Während wir warten, reisen wir kurz in die USA ein, um auf Klo zu gehen, die Kontrollen sind auch gar nicht mehr so streng. 20 Minuten und fertig ist die Übersetzung.
Weiter zum Transportation Building: die Adresse lautet 10 Park Plaza, das Gebäude soll aber in der Charles Street stehen. Wenn die meinen… Die Straße "Park Plaza" entpuppt sich als eine dreieckige Straße, die mehrere Schnittstellen mit der Charles Street hat. Google Maps wird uns schon helfen und tatsächlich finden wir es nach 10 Minuten: es war das vermeintliche Kino, an dem wir die ganze Zeit vorbeigelaufen sind. Das Schild am Gebäude sieht aus wie ein Cinestar, das Erdgeschoss ist voll mit Fressbuden, da habe ich jetzt keine Behörde erwartet. Wieder einmal müssen wir uns anmelden, wieder gibt es einen Besucherausweis, wieder durch eine Sicherheitskontrolle, wieder das Taschenmesser abgeben (der einzige Tag, an dem ich das Ding mithabe, und ich betrete jedes Gebäude in Boston mit Sicherheitskontrolle) und weiter zur Führerscheinstelle. Der zuständige Beamte erkennt uns gleich als Deutsche, als wir den Raum betreten: "German license conversion?" und wir erhalten ein paar Zettel. Wären wir Amis, könnten wir uns hier als Wähler registrieren und dafür bitte hier schon einmal die politische Einstellung eintragen. Das wird dann alles schön gespeichert. Einen kurzen Plausch, sogenannten Sehtest, Foto und Vorzeigen unserer Dokumente (die Hälfte will er gar nicht sehen) später haben wir unseren provisorischen Führerschein. Das war leichter als gedacht, die meiste Zeit haben wir mit Suchen und Warten verbracht. Beim Abnehmen des Besucherausweises bemerke ich, dass die Leutchen hier nicht sehr oft ausländische Ausweise sehen. Ich wurde umgetauft:

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