Rafting auf dem Deerfield River

Am nächsten Tag stand zum Mittag das Rafting an, daher konnten wir den Vormittag etwas ruhiger angehen lassen. Zum Frühstück haben wir ein Café gefunden, dass nicht nur Crêpes im Angebot hatte: Mocha Maya’s. Das glutenfreie Angebot war sehr gut, und süße Crêpes werden hier warm serviert!

Zurück am Motel konnten wir noch ein wenig im Fluss spazieren gehen. Das
Rafting geht nämlich erst los, wenn das örtliche deerfield-river4Wasserkraftwerk seine Schleusen öffnet. Davor ist der Fluss gerade mal knietief. Auch mit geödeerfield-river2ffneten Schleusen war das Rafting doch eher ein Paddelausflug mit 3 Stromschnellen. Trotzdem hat der Veranstalter für genug Unterhaltung gesorgt: Rodeo in einer Stromschnelle auf der Spitze des Boots, Wasserschlacht auf dem Fluss und akrobatische Einlagen.

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Zum Abschluss des Tages sind wir in Shelburne Falls spazieren gegangen und haben uns die „Potholes“ angesehen. Hier haben sich Steine im Flussbett verfangen und wurden durch die Strömung so lange herumgewirbelt, bis sie sich ein Loch gefräst haben. Als sie dann in dem Loch gefangen waren, konnten sie es noch weiter ausbauen und haben diese interessanten Gebilde hinterlassen:

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Und das war der letzte Tag unseres langen Wochenendes.

Flower Bridge

Zurück zum Urlaub…

Nach unserem Frühstück sind wir zum Natural Bridge State Park gefahren. Auf den Werbefotos sah das alles sehr spektakulär aus, als wenn man über die natürlichen Steinbrücken die vielen kleinen Bäche  in der Region überqueren dscn0545kann. Vermutlich wurden die Fotos geschossen, bevor die Steingebilde eingezäunt wurden. Ich frage mich sogar, ob die Fotos nicht sogar an einem komplett anderem Ort geschossen wurden. Es war nett anzusehen, aber nicht so besonders, wie wir erwartet hatten. Zusätzlich mussten wir uns noch mit ~40 °C und extremer Luftfeuchtigkeit herumschlagen. Also sind wir nach einer halben Stunde wieder ins klimatisierte Auto und Tess war von dem Klima so fertig, dass sie über meinen Plan, zu wandern, nicht sehr erbaut war.

wheeler-brook_badenGlücklicherweise haben wir genau das Richtige für so einen ekligen Tag gefunden: direkt an der Straße lag der Wheeler Brook, in dem wir uns wunderbar abkühlen konnten. Obwohl er so flach war, war die Strömung doch überraschend stark. Auf jeden Fall konnten wir es dort ein paar Stunden aushalten.

Anschließend sind wir weiter gefahren, um einen Platz für die Nacht zu finden und einen Anbieter für Rafting am nächsten Tag auszumachen. Da ich nicht noch ewig nach einem Schlafplatz suchen wollte, haben wir das nächste Motel genommen. Leider gab’s hier nicht mal Rüttelbetten…

Zum Abendessen sind wir nach Shelburne Falls und haben uns hier noch einige Zeit auf der Flower Bridge verbracht. Nachdem diese Brücke durch eine Neuere abgelöst wurde, haben die Bürger von Shelburne Falls sie zu einem Garten umfunktioniert. Es war schon interessant: rechts und links Wasser und mitten drin der Höhengarten.

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Ach du Crêpe!

Am nächsten Morgen in North Adams wollten wir etwas unamerikanisches essen und haben das „Oh Crêpe!“ ausgewählt. Der Name ist ein Wortspiel: „oh crap!“ bedeutet „ach du Scheiße!“, und wenn man Crêpe französisch ausspricht, hört es sich auch genau so an. Keine Ahnung, ob das allen Amerikanern bewusst ist, da man hier Crêpe ausspricht wie „Krape“ (bitte einmal laut auf englisch sagen, und nein, das Wort gibt es nicht). Leider mussten wir feststellen, das „oh crap“ doch der richtige Name gewesen wäre.

Wir mussten 20 Minuten vor verschlossener Tür warten, da deren Apple-Pay Kassensystem nicht funktionierte. Schon oft haben wir festgestellt, dass man in diesem Land verlernt hat, Preise im Kopf zu addieren und Bargeld wird auch immer seltener. Also anstatt die Gäste um Bargeld zu bitten, lässt man sie im Warmen stehen (nein, der Regen am Vortag hat nicht geholfen). Als wir dann unsere Bestellung endlich aufgeben und per Apple-Pay bezahlt hatten, kam auch schon einer der Besitzer mit dem Tageseinkauf an. Offensichtlich war dafür keine Zeit, da ja erst die Kasse in Ordnung gebracht wurde. Nachdem der Teig dann angerührt war, haben wir jeden Crêpe einzeln erhalten. Tess zuerst: einen süßen Crêpe, der allerdings kalt war. Darauf hingewiesen, bekamen wir die Antwort, dass süße Crêpes generell kalt serviert werden. „Das macht man so.“ Soso. Das war der erste Crêpe in unserem Leben, der uns kalt serviert wurde, da hat „man“ wohl keine Ahnung. Da wir eh noch auf die Weiteren warten mussten, haben wir auf Wunsch den süßen auch in warm erhalten. Aber man stelle sich mal vor: die machen den fertig und lassen ihn dann stehen, bis er kalt ist! Hallo?

Ein Crêpe hat 8$ gekostet, da hatten wir uns eigentlich eine sättigende Größe vorgestellt, aber Pustekuchen, es war ein normaler Crêpe. Anschließend sind wir noch ins Hotel und haben uns da noch ein Frühstück bestellt, um uns für den Tag zu stärken.

Auf nach North Adams

Wir wollten mit Tess auch noch etwas unternehmen, was für uns auch neu ist. Wir sind bisher noch nie in West-Massachusetts (Mass) gewesen und wollten schon länger den Mohawk-Trail entlang fahren, also war das unser Ziel. Da die NativeTribes hail-to-the-sunrise-statueinteressantesten Sehenswürdigkeiten am Ende der Strecke sind, hatten wir uns entschieden, erst mal nach North Adams durch zu fahren und dann auf dem Rückweg alles abzugrasen. Zu Ehren der 5 vertriebenen Nationen der Mohawks und der indianischen Geschichte Amerikas steht hier die „Hail to the Sunrise“ Statue und Gedenksteine zu den indianischen Konzilen.

Die Wettervorhersage war heiß, aber da wir in höhere Lagen fahren würden, dachten wir, dass es auszuhalten ist. Allerdings hatte sich an unserem Zielort auf der anderen Seite des Berges die ganze Hitze und Luftfeuchtigkeit angestaut, bevor sie sich auf den Weg machen sollte, das Wetter für den Rest von Mass auszurichten.

Im Auto war es dank Klimaanlage noch auszuhalten, aber als wir in North Adams angekommen waren, sind wir jedes mal gegen eine Wand gelaufen, wenn wir einen klimatisierten Bereich verlassen haben. Um 17h waren es noch 36°C bei 80% Luftfeuchtigkeit. Um dem Klima zu entfliehen, sind wir ins MoCA (Museum für zeitgenössische Kunst) geschlurft (schnelle Bewegung war nicht möglich). Was soll ich sagen: moderne Kunst ist doch immer wieder unterhaltsam. Fotos haben wir nicht gemacht, aber besonders im Gedächtnis ist mir das Spiegelei geblieben, das auf einen Seitenspiegel genagelt war. Careens Favorit war der 1 mm große Puschel, der auf eine weiße Wand geklebt war. Und ich habe einen alten Bekannten wiedersehen dürfen: seinerzeit im Museum für moderne Kunst in Frankfurt (Main) mit Wischi gesehen, thronte hier Joseph Beuys‘ „Blitzschlag mit Lichtschein auf Hirsch“. Hiervon habe ich zwar ein Bild gemacht, aber im Gegensatz zu seiner hessischen Heimat musste der Hirsch sich hier in einer grausamen Lichtkulisse bescheinen lassen. Fragt mal Google nach der Plastik und sagt mir, wo der Hirsch ist 😉

Anschließend haben wir uns ins überteuerte Hotel begeben und uns nach dem Essen auf die Terrasse gesetzt, um uns die sintflutartigen Regenfälle anzusehen. Es bestand also noch Hoffnung, dass sich das Wetter durch den Regen abkühlt.

Sommer für Tess

Tess diesjähriger Urlaub bei uns startete an unserem Hochzeitstag. Dieses mal wollten wir unseren Tag mit einem wirklich gutem Mahl feiern und Tess hatte das Glück dabei zu sein. Das Restaurant war eines mit östlich mediterranischer Küche. Das war eine Gaumenfreude, bestes Essen seit langem. Der Preis allerdings auch. An diesem Abend meinte Tess noch, naja so heiß ist es ja nun auch nicht, so kann der Sommer gerne bleiben. Kay und ich schmunzelten.

Nächsten Tag war er da der Sommer, in all seiner Pracht. Hitze früh, Mittag, abends und das Schwitzen begann. Eine Shopping tour war notwendig, denn Weit und Leicht war angesagt um die Temperaturen und Schwüle zu überstehen. Ständige Begleiter für die nächsten Wochen wurden ein Schweißtuch und Badelaken im Auto. Diese fanden gleich ihren Einsatz, bei unserem ersten Ausflugsziel in Rockport. Dieses süße Städtchen ist direkt am Atlantik und die rockportstrandSpitze von der Halbinsel Cape Ann. Ein Kleinod von Fischerstädtchen, reichlich Shopping Möglichkeiten, schöne Ausflugsziele und endlose Strände und alles in erreichbarer Nähe. Erreichbar ist das Stichwort, unsere Belohnung fürs Durchhalten in dieser Hitze war unser Bad im Meer am Stadtstrand.

Zum Abschluss des Tages fuhren wir zum Halibut Point State Park. Der Name des Parks hat nichts mit dem des Fisches zu tun, sondern stammt ursprünglich von Haul-about Point. Hier sind die Nordost- und südwestlichen Windströmungen vorherrschend, die sich ständig ändern und daher die Seefahrer ihre Boote aus dem Meer an Land holen mussten. Wir kamen gegen 18 Uhr dort an, alslibelleno noch reichlich Zeit bis Sonnenuntergang. Wir schafften es mit ein paar Belästigungen von Insekten zum Granit-Steinbruchsee. Dort trafen wir auf einen Schwarm Libellen der die Abendsonne genoss oder jagte, keine Ahnung. Auf dem Foto lässt sich deren Größe und Menge leider nur erahnen, aber die waren echt groß.

Aufgrund der ständigen Attacken von Fliegen, die versuchten und es auch schafften uns zu beißen, machten wir nur ein Foto von dem Strand. Dieser sah wirklich sehr einladend aus, jedoch machten wir uns lieber auf den Rückweg. Soweit es möglich war, versuchten wir uns mit Kleidung, Insektenspray und Handtüchern vor den Aggressoren zu schützen. Doch es war alles andere als ein netter Spaziergang, es hatte mehr was von wer trifft die meisten.
Außer Atem beim Auto angekommen, konnte Tess nun auf jeden Fall von sich behaupten, bereits an einem Tag zwei von den Extremen des Neu England Sommer erlebt zu haben. Letzteres kann man aber getrost streichen.

Falmouth

Ja, wir wissen, wir haben lange nichts von uns hören lassen. Tschuldigung! Je länger man es vor sich her schiebt, um so schlimmer wird es ja bekanntlich, also leg ich mal los.
Zu meinem Geburtstag haben wir ein langes Wochenende auf Cape Cod in Falmouth verbracht. Cape Cod ist ungefähr das Sylt Massachusetts‘. Im Sommer kaum bezahlbar und überfüllt ist der Frühling zwar kalt aber angenehmer. Wir haben die Fahrräder eingepackt, um mit der Fahrradfähre auf die Insel Martha’s Vineyard übersetzen zu können.
Am ersten Abend ging es zu meinem verrenteten Kollegen Bob, der uns noch eine Rundfahrt durch den Ort gegeben hat. Was wir gesehen haben, hat uns so gut gefallen, dass wir den Plan mit Martha’s Vineyard über’n Haufen geworfen haben und den Fahrradweg von unserem B&B bis ans Kap gefahren sind. Hier nistet nämlich der Fischadler und sogar Seehunde sind unterwegs!

Besuch bei den Amish

Nach so viel Stadttrubel wollten wir uns auf dem Rückweg noch mal in einer ländlicheren Gegend entspannen. Auf dem Heimweg liegt das Lancaster County, Heimat der Amish. Die Amish haben sich traditionellen und christlichen Werten verschrieben. Abgelehnt wird, was der Selbstdarstellung dient und maßlos ist. Da hat sich wohl jemand das falsche Land ausgesucht…
Ich würde gerne die Regeln der Old Order Amish beschreiben, allerdings leiden die Regeln unter einer gewissen Komplexität und Unnachvollziehbarkeit, so dass ich es nur versuchen kann und mir sicher bin, dass der nachfolgende Text Lücken und fehlende Hintergrundinformation bietet. Also: nagelt mich nicht fest.

Apropos nageln: wir hatten uns ursprünglich eine Unterkunft in dem, der durch die Amish geprägten Biederkeit des Lancaster-County zum Trotz, benannten Ort Intercourse, auf deutsch (Geschlechts-)Verkehr, ausgesucht. Hier zeigte sich auch schnell, dass unsere Annahme, sich einen Ruhigen zu machen, auf einer romantischen Vorstellung des Lancaster-County beruhte. Tatsächlich sind nur 5,5% der Bevölkerung Amish und der Ort Intercourse machte, zumindest was den Autoverkehr angeht, seinem Namen alle Ehre. Daher haben wir uns in New Holland ein ruhigeres B&B gesucht.

Um in die amishe Kultur einzutauchen, haben wir uns am ersten Tag die Kutschentour „Amish Experience“ zu Gemüte geführt. Das Programm: mit der Kutsche fahren wir zu einer amishen Molkerei, einer amishen Tischlerei und einem amishen Road-Side Stand. Mit uns in der Kutsche war ein Trio amerikanischer Damen, die auch voll eintauchen wollten. Allerdings haben sie wohl so etwas wie Disneyland erwartet… Nach 1,5 Meilen waren wir bei der Molkerei angekommen und als es an die Besichtigung ging fragten sie ganz erstaunt: „Was, wir sollen schon wieder aussteigen?“ Nachdem die Kutsche nach 5 Minuten entladen war (ja, alle 5 Fahrgäste), ging es auf in den Kuhstall. Ich wunderte mich, was eine der Mitfahrerinnen für einen komischen Tanz aufführte und wollte sie schon fragen, ob sie sich was gestoßen hat, doch sie versuchte nur dem Kuhmist auf Zehenspitzen auszuweichen. Na dann, viel Erfolg.

Gülle Gülle

Ab hier begann auch die verwirrende Geschichte der Regeln: die Amish fahren nur mit Kutschen, Autos sind verboten. Wer keinen Kutsche hat, fährt mit dem Tretroller, denn Fahrräder sind auch verboten(?). Hier neben dem Stall steht allerdings ein Traktor. Der wird jedoch nicht zum Fahren benutzt (weil verboten). Statt dessen ist das „Steh“-zeug aufgebockt und der Motor dient zum Antrieb der Güllepumpe. Diese kann nämlich nicht durch Strom angetrieben werden. Strom ist nicht erlaubt. Die Kühe werden übrigens nicht von Hand gemolken. Hierzu werden motorbetriebene Melkpumpen verwendet, da sonst die Milchbetriebe nicht konkurrenzfähig sind. Farmen scheinen ohne Trecker konkurrenzfähig bleiben zu können(?). Noch interessanter wird es bei einem Pflug mit eingebauter Saatmaschine: die Maschine verwendet einen Motor, es darf aber kein Motor auf der von den Pferden gezogenen Kutsche vorhanden sein. Daher wird der Motor auf einen weiteren Anhänger verfrachtet, der dann von der Kutsche gezogen wird, die von Pferden gezogen wird und ergo der Motor nicht direkt von den Pferden gezogen wird(?).

Weiter geht’s zum Tischler. Hier werden Geräte verwendet, die wie elektrisch betriebenes Werkzeug aussehen. Wir lassen uns eines Besseren belehren: alle Werkzeuge werden pneumatisch angetrieben, der Luftdruck wird über einen Dieselmotor erzeugt. Das muss man sich wohl so vorstellen, dass z.B. bei einer Bohrmaschine der Motor durch eine Art Turbine ausgetauscht wird.

Nächster Stopp sind die Kutschen. Da sie die wichtigste Art der Fortbewegung sind, erhält man schon als kleines Kind seine eigene Kutsche (betuchte Eltern vorausgesetzt). Dementsprechend benötigt man auch Minipferde, damit die Kinder sie im Zaum halten können. In der Regel recht einfach gehalten, sehen wir uns die Kutsche des ältesten noch nicht volljährigen Sohnes genauer an: LED-Blinker, Bassboxen und Musikanlage sind hier angesagt. Die Ver-/Gebote der Amish gelten nämlich erst, wenn sich ein junger Erwachsener zur Gemeinschaft der Amish bekannt hat. Vorher sind sie ausgenommen, diese Periode nennt sich dann „Rumspringa“. In der Zeit ist es erlaubt, neue Erfahrungen ohne Auflagen zu machen um dann freien Willens entscheiden zu können, ob man sich das Amish-Leben antun möchte oder nicht. Die Quote der sich für die Amish Entscheidenden soll sehr hoch sein.

Miniponies

 

Um das Thema der Wirtschaftlichkeit eines solchen Betriebes noch ein mal aufzugreifen, schauen wir uns eine der Haupteinnahmequellen der Amish an, die auch das Wintergeschäft mitbestimmt: die Sucht. Okay, das ist vielleicht etwas übertrieben aber ich spreche vom Tabakanbau. Handgedrehte Zigarren aus Südamerika sind in den USA ja der Verkaufsschlager schlechthin. Ohne groß einen Gedanken daran zu verschwenden, nahm ich auch immer an, dass der Tabak auch dort angebaut wird, wo er gedreht wird. Pustekuchen, das besorgen die Amish. Vom schönen Pennsylvania aus wird der getrocknete Tabak dann verschifft, von Billiglohnarbeitern zu Zigarren verarbeitet und für teures Geld in die USA verkauft.

Den Abschluss macht der Verkaufsstand, der Laut der Bezeichnung Road-Side Stand eigentlich an der Straße stehen sollte. Aber wir haben mit unserem Veranstalter mal wieder neppiges „Glück“ gehabt, alle unsere Stopps sind auf dem selben Hof (hat sich in der Werbung irgendwie anders angehört) und somit steht der Stand auch an der Auffahrt. So interessant alles ist, werden wir nach wenigen Minuten von unserem Kutscher aufgescheucht und müssen wieder einsteigen. Nach weiteren 1,5 Meilen sind wir wieder zurück, fühlen uns leicht verarscht und fahren noch mal zum Stand, um uns ein paar nette Kleinigkeiten zu kaufen. Aber Achtung! Nur weil es von Amish verkauft wird, ist da nicht unbedingt Amish drin. Man sollte immer in Erfahrung bringen, wo etwas hergestellt wurde, und so hatten wir auch hier den einen oder anderen Artikel „Made in China“ in der Hand (allerdings weiß ich nicht, ob es da auch Amish gibt).
Dass fasst auch die gesamten Erfahrungen hier recht gut zusammen. Es war sehr interessant, die Amish sind in Kutschen unterwegs und tragen altertümliche Trachten, aber es wird um das ganze Geschehen ein Megahype gemacht und eine ganze Tourismusindustrie aufgebaut, die das ganze konterkariert. So ähnlich wie Angeln mit Dynamit.

Da schauen wir uns lieber noch mal ein paar Turkey Vultures am nahe liegenden Hawk Mountain an und düsen wieder nach Hause.

Washington DC

Das Wetter hat sich zum Schlechteren gewendet: der Regen ist so stark geworden, dass unsere nächsten Ziele einfach mal gesperrt wurden. Der Chesapeake Bay Bridge-Tunnel ist zu unsicher bei dem Wind und der Landweg dauert einen halben Tag länger. Die Outer Banks werden vermutlich untergehen, da wollen wir auch nicht gerade sein. Also fahren wir sofort nach DC statt auf dem Rückweg.

Capitol im Regen

Das Herzstück DC’s ist die Mall, ein langer Park mit Denkmalen zu jedem Krieg an dem die USA beteiligt waren, bedeutender Persönlichkeiten und gesäumt mit mehreren Museen des Smithosonian. Am Kopf steht das Capitol, zu Füßen die überlebensgroße Statue von Abraham Lincoln. Wie es mit Parks so ist, macht es mal überhaupt keinen Spaß, im Regen zu spazieren. Daher haben wir uns die meiste Zeit in den Museen aufgehalten.
Als erstes haben wir uns das National Air and Space Museum angetan. Hier findet man viele Originalstücke von den Gebrüdern Wright über Verkehrsflugzeuge bis zur Raumfahrt.

Früher Entwurf der Gebrüder Wright
Skylab B
Weltraumdusche
Mondlandefähre
Raumkapsel

Da es so schwierig ist, vernünftige Informationen über Indianer zu finden, gehen wir am zweiten Tag ins National Museum of the American Indian, allerdings hätten wir hier noch gerne einen weiteren Tag verbringen können. Hier gibt es viel zu lernen, was ansonsten verschwiegen wird. Zum Beispiel halten sich einige Stämme immer noch an die Verträge, die vor mehreren hundert Jahren geschlossen wurden. Überflüssig, zu erwähnen, dass die Gegenseite sich nicht so verhält. So werden unter anderem noch jährlich 100 Felle an die Regierung des jeweiligen Staates geliefert, denen das schon so sehr auf den Senkel geht, dass Sie angemerkt haben, auch gerne den monetären Gegenwert entgegen zu nehmen.

Kanus im Atrium
Kanu
Vor dem Mißbrauch
Inuidmasken

 

Inuidmasken
Mondmaske
Washington und Oneida Freundschafts- statue
Engel

Zur Abreise gab es dann noch gutes Wetter für ein paar Fotos vom Weißen Haus.

Atlantic City

Von NYC aus geht’s die Küste runter nach Atlantic City, dem Las Vegas der Ostküste. Das Wetter ist super und da wir unsere Klappstühle eingepackt haben, machen wir uns einen Gemütlichen am Strand von Sea Bright.
Abends kommen wir in Atlantic City (AC) an und dürfen gleich das Lichtermeer bewundern. Unser B&B liegt mitten drin, kostet aber nur halb so viel wie die Hotels und ist auf jeden Fall um einiges besser als ein solches. Es wird von einer Französin geführt und fühlt sich auch sehr europäisch an.

Nach Bezug des Zimmers schauen wir uns noch in der Casinoszene um, sind aber doch recht ernüchtert. Wir waren zwar noch nicht in Las Vegas, aber es kommt einem so vor, als wenn AC genau so das Las Vegas der Ostküste ist wie Lübeck das Venedig des Nordens.

Am nächsten Tag gehen wir noch ein wenig am Strand und am Boardwalk spazieren bevor wir nach Assateague Island aufbrechen.

World Maker Faire

Nachdem ich mir mit Nils die deutsche Maker Faire in Hannover angetan habe, konnte ich mir die World Maker Faire in NYC ja wohl schlecht entgehen lassen. Wir wollten eh noch Urlaub machen und haben ihn daher mit einem Abstecher in NYC eingeläutet.

Als Unterkunft probieren wir mal ein AirBnB aus, das sich passenderweise in Fußreichweite zur Hall of Science befindet: mitten in Corona, Queens. Wie das gleichnamige Bier stammt auch die Bevölkerung Corona’s größtenteils aus Südamerika. Bei einem Spaziergang kamen wir uns auch vor wie im Urlaub eben dort. Überall hört man nur spanisch und portugiesisch, so mancher scheint gar kein englisch zu sprechen.
Ein ähnlich urlaubsartiges Bild finden wir in Flushing vor, wo wir zum Abendessen hin sind: wir sind mit der Metro quasi direkt von irgendwo in Südamerika nach irgendwo in Asien gefahren. Hier ist das Publikum gemischter, da es auch andere Nationalitäten herzieht. Glücklicherweise sind wir erst nach dem Essen in die Lebensmittelgeschäfte, da Careen nach dem Anblick und Geruch der lebendigen, in einen Karton gepferchten Schildkröten, Frösche und sonstigem Getier der Appetit vergangen ist.

Auf der Maker Faire gab es überraschenderweise nicht wirklich viel neues im Vergleich zu der in Hannover. Es ist alles etwas weiter gereift, aber nichts, was noch nie da war. An der 3D-Drucker-Front gab es Ganzkörperscanner und Plastikrecycler, die aus Müll neues Filament zum Drucken herstellen. Aber es gab auch zig-mal dasselbe nur von anderen Herstellern zu sehen.
Interessant waren auch der Lasercutter, mit dem ein sehr schickes „Siedler“ geschnitten wurde, eine wiederverwendbare Gussform und der Talk mit der NASA über Marsbesiedlung.